In diesem Artikel erfahren Sie …
- … warum Kostenstruktur und Manager‑Expertise den Kernunterschied zwischen ETFs und aktiv gemanagten Fonds bilden
- … wie die Effizienzmarkthypothese das Hauptargument für passives Investieren liefert – und welche Einwände es gibt
- … was die aktuellen SPIVA‑Studien über die Erfolgsquoten aktiver Fonds wirklich aussagen
- … welche Klumpenrisiken & Diversifikationsstrategien in populären Indizes verborgen sind – und wie aktive Manager oder ETF‑Kombis gegensteuern
- … weshalb Haltedauer, Disziplin und persönliche Ziele am Ende entscheidender sind als das Label „aktiv“ oder „passiv“

Inhaltsverzeichnis
- 1.Einleitung
- 2.Was sind ETFs – und warum „passiv“?
- 3.Aktiv gemanagte Fonds: Chancen durch Expertise
- 4.Die Theorie effizienter Märkte
- 5.SPIVA‑Studien: Was sagen die Zahlen?
- 6.Kostenvergleich: ETF vs. aktiv gemanagt
- 7.Portfoliostruktur & Risiko: Klumpen oder Chance?
- 8.Haltedauer: Wie lange bleibt man investiert?
- 9.Warum die aktive Seite den Markt effizient hält
- 10.Fazit: Kein klares „Besser“ – entscheidend ist die Strategie
- 11.Quellenverzeichnis
- 12.Individuelle Beratung: Jetzt Fondsstrategie wählen!
Einleitung
In der Debatte um das beste Investmentvehikel stehen sich ETFs (Exchange Traded Funds) und aktiv gemanagte Fonds oft konträr gegenüber. Die eine Seite lobt die geringen Kosten und die Effizienz von ETFs, die andere betont die fundierte Expertise eines aktiven Managements und hofft auf eine mögliche Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt. Doch ist wirklich nur eines dieser Modelle „das Beste“?
Tatsächlich sprechen gute Argumente für beide Herangehensweisen. In diesem Artikel wollen wir ohne eindeutiges „Entweder-oder“ aufzeigen, welche Vorzüge und Grenzen es jeweils gibt. Wir beleuchten die Effizienzmarkthypothese, SPIVA-Studien und mögliche „Klumpenrisiken“ in populären Indizes, wie dem MSCI World, genauso wie die Rolle, die Fondsmanager spielen. Am Ende soll deutlich werden, dass es nicht zwingend eine absolute Wahrheit gibt, sondern vor allem die richtige Strategie für die individuellen Ziele entscheidend ist.
Was sind ETFs – und warum „passiv“?
Ein ETF (Exchange Traded Fund) bildet einen Index wie den MSCI World, den S&P 500 oder den DAX möglichst exakt nach. Das Ziel ist nicht, den Markt zu schlagen, sondern ihn abzubilden. So hält ein MSCI-World-ETF die Aktien all jener Länder, die im Index repräsentiert sind, gewichtet nach Marktkapitalisierung. Man spricht von einer „passiven“ Strategie, weil die Auswahl der Wertpapiere automatisiert gemäß Indexvorgaben erfolgt; kein Fondsmanager greift ein, um Titel aktiv umzuschichten.
Die dahinterstehende Annahme: Märkte sind so effizient, dass es kaum möglich ist, dauerhaft Unterbewertungen oder Überbewertungen systematisch auszunutzen. Falls ein Unternehmen – zum Beispiel Apple – wirklich unterbewertet wäre, würde der Markt in Sekunden reagieren. Somit bleibt wenig Spielraum für eine dauerhafte Outperformance einzelner Investoren. ETFs setzen auf den Grundgedanken: „Wenn man den Markt nicht verlässlich schlagen kann, sollte man ihn einfach kaufen – zu minimalen Kosten“ (Vanguard (1)).
Ein großes Anliegen vieler ETF-Befürworter: Buy-and-hold. Die Idee besteht darin, ETFs jahre- oder jahrzehntelang zu halten und in Ruhe vom Marktwachstum zu profitieren. Ständiges Hin- und Herwechseln widerspricht dem Kernprinzip, verwandelt ETFs in spekulative Trading-Tools. Studien zeigen, dass häufiges Umschichten die Vorteile niedriger Kosten und Marktabbildung konterkariert.

Aktiv gemanagte Fonds: Chancen durch Expertise
Im Gegensatz zur starren Indexabbildung steckt bei aktiv gemanagten Fonds ein Fondsmanager (ggf. ein ganzes Analystenteam) dahinter, der gezielt Unternehmen auswählt. Die Hoffnung: Bestimmte Aktien (oder Anleihen) seien unterbewertet oder hätten Wachstumspotenzial, das der breiten Öffentlichkeit noch unbekannt ist. So kann es gelingen, den Markt zu „schlagen“ – also eine Überrendite zu erzielen (Morningstar (2)).
Tatsächlich gibt es Fälle, in denen Fondsmanager über Jahre hinaus eine Outperformance liefern. Kritische Stimmen unterstellen jedoch, dass so etwas reiner Zufall sei: Gerade bei unzähligen Fonds weltweit schafft es statistisch immer jemand, mit etwas Glück an der Spitze zu landen. Befürworter kontern, dass durch intensive Marktbeobachtung, Analysen und Unternehmensbesuche Informationsvorsprünge entstehen können. Zudem gibt es eine psychologische Komponente: Manche Anleger fühlen sich wohler, wenn ein professionelles Team in Krisenzeiten flexibel eingreifen kann, statt starr an einem Index festzuhalten.
Emotionale Sicherheit ist ein wichtiger Faktor: Insbesondere in turbulenten Marktphasen vertrauen Anleger gerne darauf, dass „jemand aufpasst“ und das Portfolio aktiv vor dem Schlimmsten bewahren kann. Dennoch bleibt die Frage: Kann die menschliche Einschätzung langfristig effizientere Ergebnisse liefern als das „Marktgesamtergebnis“?

Die Theorie effizienter Märkte
Die Effizienzmarkthypothese (in mehreren Abstufungen: schwach, halbstrukturell, stark) geht davon aus, dass alle relevanten Informationen eines Unternehmens bereits in dessen Aktienkurs eingepreist sind. Falls sich ein Titel kurzfristig unter seinem „fairen Wert“ bewegt, kommt es binnen Sekunden zu Käufen durch Marktteilnehmer, bis sich die Unterbewertung auflöst (Fama (3)).
Wer an streng effiziente Märkte glaubt, wird sich schwer vorstellen können, dass menschliche Fondsmanager dauerhaft Informationsvorsprünge haben, um kontinuierlich besser zu sein als die Marktentwicklung. Infolgedessen lautet die passive Essenz: „Wenn man den Markt nicht zuverlässig schlagen kann, sollte man ihn zum minimalen Preis abbilden.“ Folgerung für ETF-Anleger: Jahrelang halten, um Marktschwankungen auszusitzen und langfristiges Wachstum zu erzielen.
Dennoch ist die Effizienzmarkthypothese nicht unwidersprochen: Es gibt Hinweise auf Anleger-Verhaltensfehler, Übertreibungen oder Herdeneffekte. So sprechen Verhaltensökonomen (Behavioral Finance) davon, dass psychologische Verzerrungen (Biases) regelmäßig zu Fehlbewertungen führen (Thaler (4)). Die Spannbreite reicht also von nahezu perfekten Märkten bis hin zu merklichen Irrationalitäten.
SPIVA-Studien: Was sagen die Zahlen?
Eine häufig zitierte Quelle in der Debatte ist der SPIVA-Report (S&P Indices Versus Active). Dieser halbjährlich durchgeführte Bericht misst, wie viele aktiv gemanagte Fonds ihren jeweiligen Vergleichsindex übertreffen. In den USA zeigt sich seit Jahren, dass ein Großteil der aktiven Fonds nach Kosten hinter ihrem Benchmark-Index zurückbleibt (S&P Dow Jones Indices (5)).
Zwar gibt es Zeiträume, in denen mehr aktive Fonds den Markt schlagen, etwa in Bärenmärkten oder speziellen Nischen-Segmenten. Im Durchschnitt sprechen die SPIVA-Daten jedoch für die effizienzorientierte ETF-Perspektive. Kritiker monieren, dass die Fondsauswahl und Vergleichsindizes teils unpassend seien, oder dass sich Survivorship-Bias in den Zahlen versteckt: Manche schlechten Fonds werden verschmolzen oder geschlossen und tauchen nicht mehr auf. Dennoch gelten die SPIVA-Studien als relativ verlässlich und aussagekräftig.
Die Erkenntnis daraus lautet oftmals: „Aus dem Markt schlagen wird in den meisten Fällen Markt verpassen – nach Gebühren“. Kein ultimativer Beweis gegen aktiv gemanagte Strategien, doch ein starkes Indiz, dass es schwer ist, den Index konsequent zu übertreffen.

Kostenvergleich: ETF vs. aktiv gemanagt
Ein entscheidender Punkt ist die Kostenstruktur. Bei ETFs fallen meist Gesamtkostenquoten (TER) von 0,1–0,3 % pro Jahr an, gelegentlich auch 0,5 %, wenn es um exotische Segmente geht. Aktiv gemanagte Fonds liegen dagegen oft bei 1–2 % oder sogar mehr (Verbraucherzentrale (6)).
Hinter dieser Differenz steckt der Aufwand aktiver Verwaltung: Ein Team aus Fondsmanagern, Analysten, volkswirtschaftlichen Experten oder Branchenspezialisten wird bezahlt. Hinzu kommen ggf. höhere Transaktionskosten aufgrund häufigerer Umschichtungen.
Das bedeutet: Ein Fondsmanager muss erst einmal seine Kosten „reinholen“, bevor eine tatsächliche Mehrrendite für den Anleger übrig bleibt. Die ETF-Seite sagt: „Auf lange Sicht schafft kaum jemand diese Hürde regelmäßig.“ Die aktive Seite hält dagegen: „Wo Expertise vorhanden ist, kann ein Mehrwert entstehen, gerade in Zeiten, in denen bestimmte Marktsegmente aus dem Fokus fallen.“ Unterm Strich bleibt, dass die Gebührenbelastung bei aktiv gemanagten Produkten eine spürbare Renditebremse sein kann, wenn nicht entsprechende Outperformance generiert wird.
Portfoliostruktur & Risiko: Klumpen oder Chance?
Kritiker werfen manchen Indizes, etwa dem MSCI World, einen starken USA-Schwerpunkt vor, da US-Firmen knapp 60–70 % der Marktkapitalisierung ausmachen können. Das birgt ein Klumpenrisiko – sollte die US-Wirtschaft schwächeln, leidet das Portfolio besonders. Auf der anderen Seite bedeutet diese Gewichtung auch, dass man bei starkem US-Börsenlauf deutlich profitiert.
Ein aktiver Fonds könnte die US-Last reduzieren und mehr in Europa, Asien oder Schwellenländer investieren. ETF-Anleger gleichen dies hingegen durch separate ETFs aus, z. B. kombinieren sie MSCI World mit Emerging Markets. Die Flexibilität, Länderschwerpunkte anzupassen, hat also jeder, ob aktiv oder passiv – der Unterschied liegt darin, wer entscheidet: der Fondsmanager oder der Anleger selbst.
Es gilt, das passende Verhältnis zwischen entwickelten Märkten und Emerging Markets zu finden. Manche möchten eine nahezu marktgewichtete Aufteilung, andere favorisieren mehr Diversifikation in Richtung Small Caps oder spezifische Branchen. Das lässt sich sowohl passiv über mehrere Indexprodukte als auch über globale Mischfonds aktiv umsetzen.

Haltedauer: Wie lange bleibt man investiert?
Ein idealer ETF-Anleger verfolgt meist eine Buy-and-hold-Strategie, in der das Portfolio über Jahrzehnte unangetastet bleibt oder nur zu Rebalancing-Zwecken angepasst wird (Bogle (7)). In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele ETF-Investoren ihre Anteile bereits nach wenigen Monaten oder Jahren tauschen. Damit geht der eigentliche Vorteil kostengünstigen Passivinvestierens verloren.
Bei aktiv gemanagten Fonds kann die Haltedauer aus Anlegersicht ebenfalls variieren. Oft entscheiden sich Menschen für einen bestimmten Fondsmanager wegen dessen bisheriger Erfolge. Kommt es zu einer schlechten Phase, wechselt man jedoch rasch, was erneut Transaktionskosten und mögliche Verluste bedeutet. Dabei hätten sich kurzfristige Schwankungen auch bei „guten“ Fonds herauskorrigieren können, sofern das Investment länger gehalten wird.
Ein wesentlicher Punkt: Die Emotionen der Anleger. Wer in volatilen Märkten nervös wird, neigt zu voreiligen Verkäufen – egal ob aktiv oder passiv. Erfolgsentscheidend ist daher weniger die Fondsstruktur, als vielmehr die konsequente Strategie und ein klares Langfristziel.
Warum die aktive Seite den Markt effizient hält
Eine gewisse Ironie in der ETF-vs.-Fonds-Debatte: Gerade weil es aktive Trader, Analystenteams und Hedgefonds gibt, die permanent nach Fehlbewertungen suchen, können Märkte so effizient sein, dass passives Investieren überhaupt sinnvoll ist (Kroll (8)).
Würden alle rein passiv agieren, gäbe es keine Mechanismen, um Unternehmensmeldungen rasch in die Kurse einzupreisen. Aktive Investoren tragen also entscheidend dazu bei, dass sich Kurse schnell an neue Informationen anpassen. Diesen Zustand nutzen ETF-Anleger, indem sie „einfach“ den gesamten Markt kaufen und auf dessen Effizienz bauen. Insofern ergänzen sich beide Herangehensweisen.
Manche Fachleute vergleichen es mit der „Natur des Marktes“: Es braucht genug Marktteilnehmer, die aktiv einen Preis aushandeln. Einem Investor, der passiv alles kauft, ist es letztlich egal, welche Aktie teuer oder billig ist – Hauptsache, das Gesamtmarkt-Niveau zieht langfristig an. Doch ohne die aktiven Akteure gäbe es keine verlässlichen Preise.

Fazit: Kein klares „Besser“ – entscheidend ist die Strategie
Die Frage, ob ETFs oder aktiv gemanagte Fonds die bessere Wahl sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Beide Konzepte haben legitime Vorteile und konkrete Nachteile. Gerade ein disziplinierter Langzeitanleger kann mit ETFs sehr gute Ergebnisse erzielen, sofern er sich an die Buy-and-hold-Philosophie hält und seine Portfoliostreuung (z. B. Industrieländer plus Emerging Markets) bewusst gestaltet. Wer dagegen emotionale Unterstützung oder ausgewählte Nischenstrategien sucht, kann mit einem erfahrenen Fondsmanager durchaus von Marktentwicklungen profitieren, sofern das Team ein gutes Händchen beweist.
Unstrittig ist, dass Kosten eine zentrale Rolle spielen: Um mit einem aktiven Produkt besser abzuschneiden, müssen dessen Chancen die höheren Gebühren mindestens kompensieren. Am Ende bleibt ein Glaubens- und Komfortentscheid: Mancher setzt voll auf ETFs, andere bevorzugen aktive Manager oder mischen beides. Weder das eine noch das andere ist „falsch“ – solange die Strategie zu den eigenen Zielen, Überzeugungen und Risikopräferenzen passt.

Quellenverzeichnis
- (1) Vanguard – Why Market Efficiency Matters · vanguard.com
- (2) Morningstar – Active vs. Passive Investing: Analysis and Trends · morningstar.com
- (3) Fama, E.F. – Efficient Capital Markets: A Review of Theory and Empirical Work · jstor.org
- (4) Thaler, R. – Behavioral Economics and Its Applications · nber.org
- (5) S&P Dow Jones Indices – SPIVA U.S. Scorecard · spglobal.com
- (6) Verbraucherzentrale – Aktive vs. Passive Fonds: Gebühren und Transparenz · verbraucherzentrale.de
- (7) Bogle, J.C. – The Little Book of Common Sense Investing · commonfund.org
- (8) Kroll – Market Efficiency & Active Trading · kroll.com/en
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